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Busch-Kaffee nach einem heißen staubigen Tag

Kein Tag ohne: Busch-Kaffee! Bekannt auch als Kaffee der Cowboys, aber die werden hier (Down Under) Stockmen genannt. Wir lieben das, und zwar nicht nur am Vormittag zum Frühstück, sondern nach einem heißen staubigen Tag auf der Piste gerne auch am abendlichen Lagerfeuer!

Und wie bereiten wir unseren Busch-Kaffee zu?

Wir erwärmen eine Tasse Wasser im Billy (so nennt der Australier seinen Topf), geben einen Esslöffel handvermahlenes Kaffeepulver im auf die Bohne abgestimmten Mahlgrad hinzu, dann kochen wir für 4 Minuten auf. Je länger, desto stärker wird der Kaffee! Danach zwei Minuten abkühlen lassen und zuletzt etwas kaltes Wasser aus der Tasse an den Rändern in den Topf eintropfen, damit sich das Pulver absenkt. Jetzt vorsichtig ohne aufzuwirbeln in die nun leere Tasse geben — und natürlich draußen genießen!

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Endlich los: auf der Hyden-Norseman Road

Wir haben es geschafft, sind nun seit über drei Tagen unterwegs. Endlich ungezähmte Natur, rote Pisten!

Aber es ist kalt: nachts nur noch 4 Grad im Dachzelt. Und mit der Wärme der spät aufgehenden Sonne kommen die Fliegen. Kein Mobilfunknetz, nur Mittelwellenradio. Eigentlich wollten wir den Holland-Track fahren — wegen der dauernden Regenfälle ist hier jedoch einiges nicht passierbar.

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Die erste Woche Down Under

Da sitze ich nun. Im letzten fahlen Licht der Dämmerung. Es ist warm. Vor mir die großartige Skyline von Perth. Seit nun über zwei Stunden schon, um den Zeitraffer aufzunehmen. Und seit einer Woche bin ich bereits hier.

Perth: im Mittel über 8 Sonnenstunden täglich — über 3.200 Stunden im Jahr — die sonnigste Hauptstadt in Australien. Eine Metropole mit 2 Millionen Einwohnern. Vieles wirkt wie in den USA: die Polizei im Einsatz, fast überall zu hören. Aber der komplett andere Sternenhimmel, das Kreuz des Südens und im Sonnenaufgang das hysterische Lachen des Kookaburra. Ich liebe den Busch! Und Vegemite zum Frühstück.

Wir haben uns die Hauptstadt in Western Australia ausgesucht als Startpunkt: Noch gut mit dem Flieger zu erreichen und vor allem läuft der Fahrzeugkauf hier auch für Ausländer vergleichsweise problemlos ab. Aber dazu später mehr in einem separaten Blog.

Zunächst einmal wohne ich im Hotel und schlappe die 4 Kilometer zum Flughafen. Auf dem Fußweg telefoniere ich bereits mit dem ersten Autohändler, parallel hole ich meinen Mietwagen ab. Einen Toyota, was sonst. Auf Bildern werden ein paar Kratzer und Dents festgehalten: so nennen die Australier die Beulen. Links fahren! Aber das klappt wieder auf Anhieb gut.

Und ab damit zum ersten Händler: ein J7. Das Differential hinten ist undicht, beide Birfield-Gelenke vorne müssen gemacht werden, das linke sofort. Der Zustand ist nicht überragend, der Preis schon. Zum nächsten, es ist ja noch hell. Aber dessen Zustand lässt sich nur als Katastrophe zusammenfassen: zwar dicht, aber an mehreren Stellen bereits durchgerostet. Obwohl erst 12 Jahre alt. Oha, das kann was werden. Das Fahrzeug wird auch schnell wieder aus dem Blickfeld gefahren.

Uff — es hat mich voll erwischt. Diese super-icy cold Klimaanlage in der Quantas-Maschine auf dem Flug nach Perth. Erkältet, erhöhte Temperatur. Kopf und Gliederschmerzen. Ab in die Apotheke und das bekannte Mittel erstanden in extra strong. Dazu Früchtetee mit Zitrone und Honig, wieder ab ins warme Bett. Mein Zimmernachbar sitzt unterdessen draußen auf der Terrasse, stopft eine Chipstüte nach der anderen in sich hinein, dazwischen immer wieder eine Dose kaltes Bier — unterbrochen nur durch den Griff zur Zigarette.

Perth Water am Swan River
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Angekommen: Der erste Tag in Australien

1 am. Der Tag ist jung. Aber es ist nahezu gespenstisch: alles ist zu am Flughafen. Kein Flug die nächsten Stunden. Etwa 30 Leute liegen auf den Bänken, hängen in den Stühlen, pennen. Ein einziger Geldautomat, der aber nicht funktioniert. Das erfahre ich aber auch erst, nachdem die Karte mit PIN eingegeben, der Betrag gewählt wurde und ich drei Minuten gewartet habe.

Den Duffel hier abzugeben geht nur tagsüber und kostet 25 Dollar je Tag. Also suche ich mir ein Plätzchen mit dem Gepäck und gehe an die Organisation. Freunde informieren, Mietwagen buchen für die nächsten Tage, Autohändler anschreiben. Suchen auf Online-Börsen wie Gumtree und auch Facebook: die Australier lieben das. Aus einem Automaten ziehe ich mir einen großen Beutel Schoko-Erdnüsse für den Hunger zwischendurch. Um fünf kommt allmählich Leben in den Flughafen und wenig später läuft der ATM wieder, spuckt 200 Bucks aus!

Mit der Dämmerung um sieben öffnen auch die Cafés: Frühstück mit einem dicken Cappuccino und Donut. Ab zwölf nehme ich mir ein Taxi und bitte das Hotel um einen früheren Check-in — und falle um halb zwei erstmal ins Bett.

Draußen klappert ein Handwerker: knapp fünf ist es. Als ich zum Shopping Centre schlappe, ist es bereits stockdunkel. Dort schließe ich erst einmal einen australischen Mobilfunkvertrag ab mit 45 GB Datenvolumen monatlich. Neben dem Reisepass und eMail ist auch eine feste Adresse erforderlich: die des Hotels reicht. Damit bin ich schon einmal ein bisschen angekommen. Kleine Besorgung im Coles und noch ein Cappuccino an der Theke. Dann gehe ich um zehn durch die Nacht zurück zum Hotel, aktiviere die SIM-Karte — und krieche ins Bett. Was für ein erster Tag!

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Down Under: Es geht wirklich los!

Der Sonnenuntergang über Europa, dem Abendland. Langsam verschiebt sich für eine lange Zeit unser Lebensinhalt. Wir beginnen etwas Neues am anderen Ende der Welt.

Warum machen wir das? Eigentlich ist es nur logisch, der nächste Schritt. Es sind die Reisen in den vergangenen Jahren. Seit langem ein Traum. Wir möchten mehr Zeit haben, einfacher leben — mehr im jetzt, bewusst sein. Noch einmal gemeinsam neu aufbrechen, miteinander wachsen. Uns bewegen, zusammen lernen und entwickeln. So stehen wir am Anfang unserer langen Reise. Und da ist es wieder, dieses lebendige Kribbeln im Bauch, die Neugierde: Was für ein Geschenk!

Und das Abenteuer ist diesmal noch größer, denn noch nie waren wir so wenig vorbereitet — können so wenig mitnehmen. Der letzte Tag in München beginnt nach einer kurzen Nacht. Nochmal die Haare kurz schneiden, endlich den Duffel packen. Und Dennis hebt an: knapp 30 Kilogramm, schätzt er. Das darf nicht wahr sein: aber wir wiegen nach und er hat recht!

Zu viel. Die Uke mit Case muss raus. Der Hobo-Kocher, meine ganze Reiseliteratur. So kratzen wir an den 20 Kilogramm und fahren los, zum Flughafen. Der Check-in über die App schlägt fehl: das Visum muss manuell geprüft werden. Dann zieht die Sicherheitskontrolle den mit 11 Kilo am Limit liegenden Kamerarucksack heraus und schaut sich diesen genau an: dicht gedrängte Elektronik, dazu große Akkupacks.

Der Rucksack erfüllt zwar die IATA-Vorgaben, ist jedoch etwas aufgebläht durch die Sachtler-Schiene unten an der großen Filmkamera und das Rig des RAW-Recorders. So reicht der Platz im Flugzeug weder unter den Sitzen noch in den Compartments (Gepäckfächern). Also kaufe ich mir einen Joghurt für 3,40 Euro, um ein 10 Cent Stück zu erhalten. Schmal genug für den Schlitz zur Demontage der Kameraschiene. Dann noch das Rig gelöst und der Rucksack ist nun knapp 2 Zentimeter dünner — und passt!

Ping: Eine Nachricht der Fluggesellschaft auf meinem Handy. Last Call. Ich bin der drittletzte in der Maschine. Über Paris blitzt einmal kurz der Triumphbogen durch ein Wolkenloch. Auch in Singapur verfliegen die gut drei Stunden Aufenthalt. Aber es gelingt mir nicht, einen Mietwagen zu buchen. Die App ist der Meinung: als Fahrzeughalter sitze ich in Singapur und muss auch hier versichern. Vertagen wir das auf Australien.

Der letzte Flug nach Perth ist nur zu knapp 20% belegt und die Aussies sind tiefenentspannt. Kaffee und Tim Tam. Ich fülle die Incoming Passenger Card aus: die letzten 30 Tage dürfen wir nicht auf einem Bauernhof in Kontakt mit Tieren gewesen sein, nicht in der Wildnis oder in Gewässern. Ein Glück, dass wir noch keine Tiere an unserem Bergbauernhof haben. Dann nicke ich doch nochmal ein. Und die super icy-cold Klimaanlage unterkühlt mich.

Zum Ende der wunderbar kurzen Flugverbindung mit nur gut 20 Stunden Flugzeit und knapp viereinhalb Stunden Aufenthalten an den Flughäfen höre ich, wie die Triebwerke reduzieren: Mitternacht, wir sind im Landeanflug. Stockdunkel ist es draußen. Aber bei wolkenlosem Himmel und 20 Grad.

Down Under: Ich bin da!

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Reisen

Albanien — noch immer nicht bei jedem auf dem Schirm

Für uns bisher noch Neuland ist Albanien — auch nicht bei jedem auf dem Schirm. Nicht einmal halb so groß wie Bayern und weniger als 3 Millionen Einwohner im subtropisch-mediterranen Klima.

Also nutzen wir den Herbst und lernen. Und werden überrascht, sind einfach begeistert. Vor allem über die unglaubliche Gastfreundschaft und die höchste Mercedes-Dichte der Welt. In jeglichem Zustand ist die Marke hier auf Straßen und Pisten zu sehen.

Aber beginnen wir mit dem Palmenstrand am Skutarisee: Das Camp dort ist unglaublich schön und das lokale Frühstück ein Genuss! Gestärkt wagen wir uns in das Landesinnere, über eine Brücke: sehr massiv. Das sind hier nicht alle. Aber dafür schmal und ohne Sicherung. Als wir die Überfahrt filmen möchten, fällt sie mir wieder auf, im Sonnenlicht: Eine Ölspur in der Mitte der Piste! Unsere? Ich fühle nach: es könnte auch Öl sein, kein Diesel. Ich bin nicht sicher. Am Zebra-Bus heißt es: Haube auf. Ich suche nach Undichtigkeiten, aber alles passt. Tatsächlich taucht die Spur auch vor uns immer wieder auf. Fahrzeuge in jedem Zustand eben.

Außer den Fahrzeugen finden wir auch Brücken in jedem Zustand, queren auf einsamen Pisten auch über einige abenteuerliche Bauten. Unheimliches Schlagen, Knarzen und Seufzen der lückenhaften alten Bretter. Die werden teilweise umgetragen, um an einer Seite wenigstens eine schmale Spur zu erhalten. Für Fußgänger oder Esel. Schwere breite Fahrzeuge stehen hier schnell vor dem Aus.

Nicht weit von Tirana fahren wir abends nach Westen, in Richtung Küste — und finden ein wunderbares Plätzchen fernab an einem der schönsten Strände. Warme Abendsonne, eine frische Brise Wind, dazu leichtes Wellenrauschen. Ein Bilderbuch-Sonnenuntergang. Absolut nichts los.

Durch den weichen Sand wandern wir den Strand entlang geradewegs nach Süden. Ein junges Paar mit Tochter hat ein kleines Feuer entfacht und reicht uns eine ganze Hand voll frischer warmer Esskastanien: einfach nur Wahnsinn, die Menschen hier!

Etliche Kilometer weiter finden wir noch eine offene Bar und ordern uns zwei Peroni, das bekannteste Bier hier in Albanien. Wir genießen das letzte fahle Licht der Dämmerung — und haben es schon wieder verbockt: unser Zebra-Bus steht irgendwo in den Dünen in völliger Dunkelheit, wir etliche Kilometer weiter südlich. Ohne Taschenlampe, ohne GPS-Standpunkt. Tipp: merkt Euch einen Rückweg, den Ihr ertasten könntet…

Aber es kommt noch doller: über Nacht entlädt sich ein unglaubliches Gewitter. Stundenlang fließen ganze Ströme vom Himmel — und dann auch unten zwischen den Dünen. Ohne Allrad und AT-Reifen keine Chance, morgens sanft durch diese herrliche Landschaft zu rollen. Das ist Freiheit, das ist Abenteuer!

Die Stadt der 1000 Fenster — Berat. UNESCO-Welterbe und nicht weit von der Osum-Schlucht. Ein historisches Zentrum. Oben: Kalaja, mehr als eine Burg. Eine der ältesten Städte des Handels und Handwerks in Albanien mit multikulturellem Einfluss, da die Eroberer angezogen durch die exponierte Lage immer wieder wechselten. Von hier wurde die Handelsstraße im Tal zum Vjosa-Durchbruch überwacht. Vielleicht auch deshalb so besonders, da Religionsfreiheit herrschte, christliche Siedlungen neben Osmanen lagen — so stehen heute Kirchen neben Moscheen.

Wir tauchen ein in diesen Mix, fühlen uns wärmstens willkommen. Oben finden wir eine wundervolle kleine Pension mit weiter Sicht über die Dächer der Stadt und das Tal: In hervorragender Hanglage wird auch unser geliebter Merlot angebaut. Das Paar Vasili kümmert sich rührend um uns, bereitet mit viel Aufwand die wohl besten Crêpes zu, die wir bisher genießen durften. Und dazu ordentlich starken türkischen Mokka!

In der Lagune von Butrint gegenüber von Korfu liegt die großflächige Ausgrabungsstätte auf einer Halbinsel im Wald. Die von mächtigen Stadtmauern umgebene Siedlung war ein wichtiger Hafen bis in die osmanische Zeit und gehört zu den bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsstätten im Mittelmeerraum. Da das UNESCO-Weltkulturerbe von 1992 glücklicherweise abseits liegt, können wir über Stunden ruhig Eintauchen in die vielfältigen Kulturen — spüren den Einfluss von zigtausend Jahren.

Unübersehbar ist mit dem Theater auch der römische Einfluss in der Blütezeit einige 100 Jahre vor unserer christlichen Zeitrechnung: über 2.000 Zuschauer haben Platz. Auch die zahlreichen Badanlagen zeugen von alten Zivilisationen. Aber uns hat die gewaltige Basilika besonders beeindruckt: mit drei Schiffen stammt diese aus den Anfängen des 6. Jahrhundert noch unter byzantinischer Herrschaft! Leider sind die unglaublich schönen Mosaike die meiste Zeit über zum Schutz verschüttet.

Wir steuern das blaue Auge an: Syri i Kaltër. Schon weit im Süden Albaniens liegt das für uns spektakulärste Naturschauspiel. Aus dem tiefen unterirdischen Quelltopf der Karstquelle sprudeln jede Sekunde mehr als 6.000 Liter absolut klares Wasser! Das nahezu weiße Kalkgestein gibt dem Wasser eine tiefblaue Farbe. Der dadurch recht üppige Quellbach fließt durch ein buntes Urwaldparadies, heute unter Naturschutz.

Ein paar Tage später haben wir am Flussbett eine herrliche Übernachtung mit Sonnenaufgang im morgendlichen Dunst. Die Landschaft kann einfach nur unglaublich sein! Und gerne bei der Gelegenheit nochmal der Hinweis, weil immer wieder vorgemacht selbst in entsprechenden Fachzeitschriften: vom Übernachten auch im trockenen Flussbett selbst raten wir unbedingt ab! Natürlich sind auch wir zum Abend hoch ans Ufer.

Der Morgen beginnt mit einem fantastischen Sonnenaufgang im morgendlichen Dunst: Die Landschaft ist einfach nur unglaublich! Und wir brechen auf zu den Banjat e Bënjës: Die heißen Quellen in der Nähe von Përmet sind für uns ein weiteres Muss in Albanien. Das Wasser staut sich in verschieden großen Becken und führt dabei nur sehr wenig Schwefel. Wenngleich mich sogar noch mehr die Ura e Kadiut fasziniert, direkt nebenan: eine über die Lengarica gespannte Steinbogenbrücke, 30 Meter lang und bis zu 7 Metern hoch. In dem umliegenden trockenen Canyon bieten sich auch kürzere Wanderungen an in eine Gegend mit fantastischen Auswaschungen, Grotten und Höhlen — teilweise sogar mit Wandmalereien.

Ein beeindruckender Canyon, den der Osum im Süden Albaniens geschaffen hat. Wir finden diesen insbesondere bei Blezënckë spektakulär eng und tief eingeschnitten, gespickt mit einer Vielzahl kleiner und größerer Höhlen. Bis zu 80 Meter fallen die Felswände senkrecht ab in die Schlucht zum Wasser, in welches sich auch mehrere Wasserfälle stürzen.

Wir werden teilweise kräftig durchgeschüttelt. Hinter Berat, unterwegs auf Pisten in Richtung Osum-Schlucht. Auf der Suche nach einem Stellplatz überrascht uns ein Gewitter: Der Matsch unter den AT-Reifen verwandelt sich innerhalb weniger Minuten in einen unpassierbaren rutschigen Abhang, der Bulli ist nicht mehr steuerbar — viel zu gefährlich für eine weitere Passage. Jetzt kommt es auf schnelle Entscheidungen an: Wir wählen eine kleine Schotterfläche aus und verbringen eine ruhige Nacht in den albanischen Bergen. Am nächsten Morgen sieht alles bereits wieder wesentlich entspannter aus.

Wieder zurück am Strand stehen wir in einer fantastischen kleinen Bucht, in der Nähe von Vlorë. Kein wirklicher Geheimtipp: ein paar Langzeitreisende stehen hier. Mit selbst ausgebauten Fahrzeugen, auch Lastwagen — und genießen den warmen Herbstwind, das Rauschen der Wellen. Womit unsere Nachbarn wirklich beeindrucken: fast ausnahmslos sind alle früh draußen beim Sport oder mindestens mit Yoga auf der Matte!

Immer wieder besuchen uns nicht nur hier neugierige Gäste aus der Natur: eine uns vorher bereits als sehr interessiert aufgefallene Ziege war dann auch etwas später halb im Zebra-Bus: Das Muster hat nicht für Abschreckung gesorgt, das Albanische Peroni-Bier war zu verlockend! Aber eigentlich für uns am Abend gedacht. Auf den Bildern: bemerkenswert vielleicht auch die unterschiedlich gelagerte Literatur, von der Ziege jedoch völlig unbeachtet… Ein paar Sekunden später stand die Kleine dann im Bus — die Kamera war dann unwichtig und ich packte das Tierchen bei den Hörnern.

Und irgendwann ist es dann so weit und die letzte Nacht bricht an, zeigt nochmals am Strand einen herrlichen Sonnenuntergang. Zweieinhalb Wochen: Wir könnten noch viel mehr berichten. Was für eine Reise, welch ein Land!

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Feuer im Ofen

Endlich ist es so weit: viel länger hat es wieder einmal gedauert, aber nun züngeln wärmende Flammen im Kaminofen!

Ihr erinnert Euch: im letzten Jahr bauten wir den östlichen Kamin im Wohnbereich ab und mauerten diesen neu auf. Zusätzlich wurde innen im Rüttelverfahren eine selbststehende Säule aus feuerbeständigem leichten Material eingebracht und der Schornsteinzug dadurch rauchgasdicht abgedichtet: die glatte Innenschale fördert einen guten Abzug der Rauchgase.

Da es noch etwas länger dauern wird, bis die eigentliche Wärmequelle uns die kalte Jahreszeit versüßt, holten wir zur Unterstützung als Holzofen ein großer Klassiker im Design der 1940er Jahre aus Gusseisen in den Hof. Dessen innere Werte wurden in Bezug auf eine saubere Verbrennungstechnologie optimiert: für den Klimaschutz ist der Wirkungsgrad deutlich erhöht und die Gas- sowie Partikelemmissionen auf ein Minimum reduziert worden.

Nach der Feuerstättenschau dürfen wir nun die wohlige Wärme genießen!

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2023 — Zwei Jahre am Hof fernab

Es ist kaum zu glauben: wir staunen und sagen Danke für das zweite Jahr am Hof fernab!

Zu Beginn des Jahres zählten wir bereits in Summe über 100 Tage, die wir seit der Schlüsselübergabe am Hof mit sehr viel frischer Luft genießen durften. Zwar haben wir im Laufe des Jahres nicht alle unsere Arbeitspunkte abhaken können, aber dafür ist endlich der restliche Gift- und Sondermüll fachgerecht entsorgt. Unzählige Farbeimer, Insektenvernichtungsmittel, Unkrautvernichter. Zur Profillosigkeit abgefahrene Reifen auf verbogenen Felgen. Unglaublich.

Im Haus war die Anfang des Jahres fertiggestellte Dampfsperre zum Keller einer der wichtigsten Schritte: seitdem haben wir ein wesentlich besseres Klima im Haus. Die selbst entwickelte Lüftungsanlage wurde aufgebaut. Immer wieder zahlreiche kleine Reparaturen wie das Verputzen von Löchern an den Außenwänden oder das Einsetzen der Haustür, auch das Dach am Windfang wurde abgedichtet. Und der östliche Kamin im Wohnbereich wurde endlich vollständig abgebaut und neu aufgemauert. Zur Unterstützung in der kalten Jahreszeit haben wir uns als Holzofen einen großen Klassiker im Design der 1940er Jahre aus Gusseisen in den Hof geholt, dessen innere Werte jedoch in Bezug auf eine saubere Verbrennungstechnologie optimiert wurden. Nur läuft der Ofen noch immer nicht: es ist wieder einmal aufwendiger als gedacht.

Im Frühling erblühte die Streuobstwiese mit den alten Sorten erstmalig. Und dazu der Duft der Kräuter! Im späten Sommer gab es für die Bergmähwiese die zweite Mahd nach der im letzten Jahr erfolgten Erstpflege zur Rückführung aus der Langzeitbrache in eine artenreiche Extensivwiese. Den ersten Schnitt erfährt unsere Bergmähwiese erst im September: nach dem Absamen der Arten, um so die biologische Vielfalt zu erhalten. Unten am Hang ist dann auch teilweise Handmahd und Zusammenrechen per Hand um die Bäume erforderlich. Neben den ersten Äpfeln konnten wir auch eigenen Holunderblütensirup und Brennnesselpesto als erste Hofprodukte genießen.

Den größten Teil der verwitterten Veranda bauten wir zurück. Ebenso wurden viele Wände unten freigelegt: damit sind auch Teile der Horizontalsperren wieder oberirdisch frei. Weiterer Rückbau der Böden und Bäder. Insbesondere haben wir in wochenlanger Arbeit große Teile der alten Granitmauern im Haus händisch Zentimeter für Zentimeter und Stein für Stein freigelegt und begutachten lassen. Parallel flossen unzählige Stunden in die Aufarbeitung und Erfassung für Behörden und Ämter. So haben wir weiterhin eine unglaublich steile Lernkurve, sind total gespannt auf jeden Schritt.

Nun kommt der Jahreswechsel mit riesigen Schritten und draußen wie drinnen wird es still: wir wünschen Euch mit Euren Lieben einen guten Start in ein gesundes neues Jahr — genießt die Zeit, findet etwas Ruhe und tankt auf für viele spannende neue Abenteuer!

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Entrümpeln

Eines der ersten Arbeitspakete unserer nachhaltigen Sanierung ist das Aufräumen und Entrümpeln von Hof und Grund. Dabei entdecken wir einen zerbrochenen Plastiksandkasten in Form einer Muschel, einen kaputten Spind aus Kunststoff, defekte Koffer und Klappstühle, einen unbrauchbaren Kleintierstall, Unmengen zerbrochener Fliesen, demontierte und verbogene Bettgestelle aus Metall, gefühlt hundert Eimer mit getrockneter oder ausgelaufener Farbe. Mit dem Tauwetter tauchen auf dem Grundstück verteilter Unrat auf wie beispielsweise abgefahrene Autoreifen — die Liste ist sehr lang. Es sind Tonnen abzufahren. Aber es nützt nichts, alles muss raus aus den Gebäuden, runter vom Grund. Der Schuppen und die Flächen dahinter werden zur Müllsammelstelle. Es kommt viel, wirklich sehr viel Abfall zusammen. In unserem Fall waren es leider weniger Wertstoffe, sondern wirklich Müll und Schrott.

Da kommt natürlich sofort die Frage auf: Kann Entrümpeln denn überhaupt nachhaltig sein? Hier ist schon einmal die Antwort vorab: Ja und Nein!

Müllberge hinter dem SchuppenNach dem Entrümpeln kommt die Sortierung — da sind wir streng: es gibt Haufen mit Kunstoff-Sperrmüll, Metall-Schrott, Spannplatten und andere Holzverklebungen, behandeltes und unbehandeltes Holz. Altreifen, Styropor, Ziegelsteine, zerbrochenes Glas und anderer Kleinstbauschutt bekommen ebenfalls eigene „Haufen“. Genauso geht es bei anderen Wertstoffen weiter, auch Kabelreste, Batterien, Leuchtmittel, CDs und Elektroschrott kommen in eigene Kisten. Besonders die „Berge“ mit Plastik- und Holz-Sperrmüll sind erschreckend, dazu Farben und Öle. Wir fragen uns ernsthaft: Wie können diese Unmengen kaputter Dinge zusammen kommen? Wie sind die vorherigen Besitzer damit umgegangen? So viele Gegenstände wurden in den Hof hineingetragen — und das alles muss jetzt wieder raus. Wie viel Energie und wie viele Ressourcen hat das über die Jahre gekostet?

Hier einige Zahlen aus der Statistikdatenbank statista: 2019 kamen in Deutschland 360 Millionen Tonnen Abfall zusammen. Davon entfiel der größte Teil mit fast zwei Dritteln (rund 230 Millionen Tonnen) auf Bau- und Abrissabfälle! Etwa 50 Millionen Tonnen waren Abfall aus Produktion und Gewerbe, weitere 28 Millionen Tonnen Bergematerial aus dem Bergbau und gut 50 Millionen Tonnen waren Siedlungsabfälle: das allein summiert sich pro Kopf auf 476 kg Abfall (in Deutschland in 2020). Wenn wir einen Bestandsbau sanieren, vermeiden wir schon einmal viel Bau- und Abrissabfall — und die zugehörige Energie!

Dabei ist Abfall nicht gleich Abfall: In einer Abfallhierarchie oder -pyramide gibt es fünf Stufen von Müll (Details dazu auf Utopia):

1) Ideal: Vermeidung
2) Up-Cycling, Wiederverwendung in erhöhter Wertstufe
3) Trennen, Recycling des Materials
4) sonstige Verwertung, insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung
5) Nicht ideal: Beseitigung, Lagerung auf Deponie

GartenzwergBeim Entrümpeln können wir zunächst einmal keinen Abfall mehr vermeiden, aber mit den entstandenen Müllbergen können wir nach der Hierarchie weiterverfahren. So finden sich Dinge, die tatsächlich nicht beschädigt oder in Teilen brauchbar sind: da wir dafür allerdings keine Verwendung haben, könnt Ihr diese zu verschenken finden auf Plattformen und Nachbarschaftsforen. Für etliche Schätzchen fanden sich bereits zahlreiche begeisterte neue Besitzerinnen und Besitzer. Und auch bei Gebrauchtwarenhäusern lassen sich kostenlos gut erhaltene Gegenstände abgeben. So haben wir über eine Kleinanzeigenplattform auch Andy kennengelernt: Sie betreibt engagiert einen Gnadenhof für Schweine und ist laufend auf der Suche nach Metallgittern, Stallmatten und Regalbrettern. Ihr konnten wir einiges übergeben. Genau genommen haben wir durch das Verschenken doch Abfall vermieden — und möglicherweise auch Neuproduktionen. Eine tolle Möglichkeit!

Meine nächste Lieblingsmöglichkeit ist das Up-Cycling. So könnten Altreifen oder Felgen zu Gartenhockern umgestaltet werden. Die zerbrochenen Ziegelsteine ergeben die Grundlage für eine Steinmauer für Eidechsen oder ein Insektenhotel. Das unbehandelte Holz kommt in unser Holzlager und wird zu Brennholz weiterverarbeitet. Über die anderen Möglichkeiten werden wir Euch gerne im nächsten Beitrag „Entsorgen“ einiges mitgeben. Auch die meisten Gemeinden geben mittlerweile umfangreiche Abfallratgeber heraus mit Tipps zum Vermeiden, richtigen Trennen und Entsorgen: schaut einfach auf die Homepage Eurer Stadt oder Gemeinde.

Für das Entrümpeln haben wir bisher bereits weit über 100 Stunden gebraucht, aber das ist leider nur der Anfang. Ein nächstes Arbeitspaket wird der Rückbau und die Entfernung von Fliesen, Laminat und Deckenvertäfelungen samt Dämmung aus den Zimmern sein. Dazu kommen die maroden Badezimmer, Abwasser- und Stromleitungen. Die Heizanlage, Tanks, Rohre, Heizkörper. Später die nicht mehr den Standards entsprechenden Fenster. An diese Abfallberge mögen wir heute noch garnicht denken.

Kann Entrümpeln denn nun nachhaltig sein? Ja und Nein — ökologisch gesehen nicht, da Tonnen von Material letztendlich auch entsorgt werden. Energie und Wasser flossen in die Produktion dieser Gegenstände und wieviel Rohstoffe wurden verwendet! Wir haben gelernt, zukünftig genau zu überlegen, welche Produkte wir wirklich am Hof brauchen und daher anschaffen. Wie nachhaltig läuft die Produktion ab und wo? Wie langlebig sind dann diese Gegenstände: Ist eine einfache Reparatur möglich? Wie sieht der Lebenszyklus aus? Mit diesen Überlegungen für die Zukunft kann daher das Entrümpeln nachhaltig sein. Damit haben wir auch schon prima den Bogen zu einem der nächsten Beiträge gespannt: „nachhaltiger Konsum“!

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Nachhaltige Sanierung — Eine Einführung

Die Geschichte unseres altes Bauernhauses im südöstlichen Zipfel des bayerischen Waldes geht etwa auf die 1830er Jahre zurück. Die letzten Baumaßnahmen erfolgten wohl vor etwa 50 Jahren. Da ist so einiges, was saniert werden müsste. Uns ist hier der nachhaltige Aspekt sehr wichtig: da ich meinen Master in „Nachhaltige Entwicklungsarbeit“ abgelegt habe, liegt dieser Anspruch natürlich nahe.

Doch was bedeutet „nachhaltiges Sanieren“ — was heißt eigentlich „Nachhaltigkeit“? Mein Eindruck ist, dass zum Aufhübschen vieler Konzepte und Vorgehensweisen dieser Begriff gerne gebraucht wird. Aber wird er dabei immer richtig verwendet? Nachhaltig handeln beinhaltet viel mehr als nur den ökologischen Aspekt. Ich versuche einmal, eine kurze Einführung in den Begriff zu wagen, um dann den Bogen zum nachhaltigen Sanieren zu schlagen.

Zum Thema Nachhaltigkeit finde ich drei Meilensteine besonders bemerkenswert:

  • 1987 wurde im Nachhaltigkeitsbericht der Brundtland-Kommission „Our Common Future“ nachhaltiges Handeln folgendermaßen definiert: „Nachhaltig ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“
  • 1992 fand die Konferenz der Vereinten Nationen über Entwicklung und Umwelt in Rio de Janeiro statt. Hier wurde das Begriffsverständnis von Nachhaltigkeit in einer Richtung gefestigt, nach der die drei Säulen beziehungsweise Dimensionen gleichrangig und gleichgewichtig sind: Ökologie, Ökonomie und Soziales.
  • 2015 wurden auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung der UN in New York die 17 SDGs verabschiedet, die Sustainable Development Goals. Anknüpfungspunkte zum Thema nachhaltiges Sanieren sind unter dem SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ zu finden.

Wirkliche Nachhaltigkeit besteht somit nur dann, wenn eine Gleichrangigkeit der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales besteht. Ist dieses Optimum tatsächlich erreichbar? Fairerweise gleich vorweg: ein Gleichgewicht ist praktisch nie in vollem Maße erreichbar. Es sollte aber zumindest angestrebt werden. Dieser nachhaltige Gedanke lässt sich auf alle Lebensbereiche anwenden, so auch auf das Bauen beziehungsweise in unserem Fall auf das Sanieren eines Bestandsgebäudes.

Dabei fallen zahlreiche Arbeitspakete an wie Entrümpeln, Rückbauen, Wiederverwerten, Entsorgen oder Schädlinge bekämpfen. Aber auch Baumaterialien auswählen, Handwerksbetriebe und Transportwege. Und dies stellt nur eine Auswahl dar.

Wir starten also unseren Versuch, für den kleinen Hof einen nachhaltigen Weg bei der Sanierung einzuschlagen und bestmöglich anzuwenden. Über kleine und große Erfolge, über unsere Entdeckungen aber auch Misserfolge könnt Ihr hier lesen!