Kategorien
Australien Blog

Am Tip: Die ersten 100 Tage quer durch Australien

Oben am Tip, Cape York. In der größten Wildnis im nördlichen Australien. Vor genau 100 Tagen starteten wir unsere Reise quer durch Down Under im Südwesten. Dazwischen liegen über 11.000 Kilometer durch vier Klimazonen des trockensten Kontinents der Erde — wir waren im Staub der Wüsten, fuhren durch Steppen und Grasland bis in die Tropen und ins äquatoriale Klima. Seit drei Tagen sind wir da, am nördlichsten Zipfel Australiens!

Und was haben wir auf der Reise alles erlebt! Ja, auch anstrengendes wie Defekte am Fahrzeug, die uns mehrere Tage kosteten. Ein von massivem Eisen vollständig durchstochener Reifen. Auf den teilweise extremen Wellblechpisten bricht ein massives Metallteil aus der Bullbar heraus und einer der schweren lichtstarken Zusatzscheinwerfer hängt an der Leitung. Das Ersatzrad löst sich aus der Halterung. Das alles bedeutet schrauben in den schwülen Tropen mit Bordwerkzeug unter der sengenden Sonne. Unschön auch der Aufbruch des Fahrzeugs mit Diebstahl der halben Ausrüstung und über 3.000 Dollar Schaden, Zwangsaufenthalt im Hotel. Und ein Zeitverlust von vier Tagen allein für die Wiederbeschaffung der wichtigsten Teile der Filmausrüstung. Aber sonst hätten wir uns wohl nie australische Arbeitshosen gekauft und wären nie in AC/DC T-Shirts herumgelaufen.

Es überwiegt jedoch das unglaublich weite Spektrum der wunderbaren Eindrücke. Wir machen viele neue Bekanntschaften, werden eingeladen und spontan von einheimischen Fischern am Abend auf den Fluss mitgenommen. Die Ruhe und Gelassenheit der australischen Camper ist unser Ding. Schlafen an endlosen weißen Stränden unter Palmen. Baden in erfrischenden Wasserlöchern, Duschen unter warmen tropischen Wasserfällen. Wir frühstücken nach dem morgendlichen Ruf des Kookaburra in der aufgehenden Sonne und sitzen abends unzählige Male am Lagerfeuer. Wir sehen zahlreiche Krokodile und Schwärme von Wellensittichen oder mit tausenden von Kakadus. Wir verbringen eisige Nächte in der südlichen Wildnis, tief eingekuschelt im angefrorenen Schlafsack. Später schwitzen wir im heißen Norden. Auf schier endlosen staubigen Pisten geht es wie mit einer Linie gezogen geradewegs nach Norden, vorbei an unglaublich vielen Wracks am Pistenrand, über eine Vielzahl von Furten durch Creeks und Flüsse — gespickt mit hunderten von Mückenstichen.

Wir besuchen mystische Stätten und Country-Parties, sind auf mehreren Farmen zu Gast mit ordentlichem gekochten australischen Frühstück für die Stockmen oder an vielen Road-Häusern. Wir stehen vor unpassierbaren überfluteten Straßen oder fahren über Highways, die nicht mehr als eine schmale sandige Spur durch die Wildnis sind. Uns begegnen Wassermangel in flirrender Hitze, defekte Zapfsäulen und hohe Dieselpreise. Und auch das über 2 Meter große Rote Riesenkänguru, Dingos, Wildpferde, zahlreiche Kamele und Emus.

Und überall sitzt er, der rote feine Staub: in jeder Ritze, in allen Kisten und Taschen. Und in den Haaren, zwischen den Zähnen, in der Nase. Wie die Fliegen, die schnell und zielstrebig alle verfügbaren Öffnungen suchen.

Das alles ist einzigartig, einfach ein Traum! Und wir haben sie: mehr Zeit, die wir miteinander verbringen. Leben einfacher, bewusst im hier und jetzt. Down Under. Und täglich spüren wir es von neuem, dieses lebendige Kribbeln im Bauch, die Neugierde auf den Tag: Was für ein Geschenk!